org_art_lab Orgel, Kunst und Wissenschaft

Org_Art_Lab ist ein Laboratorium, in dem die Ingredienzen Kunst, Wissenschaft und Theologie verschiedenste Verbindungen eingehen. Als Katalysator zur Herstellung von Kompositionen unterschiedlichster Formen dient die Improvisation, als Laborinstrument die Orgel.

Workshops des org_art_lab 2025

Klangforschung und Festivalpraxis

Schwarz-weiß Fotografie, Yves Rechsteiner aus dem Profil, Pose als würde er Orgel spielen

Freitag, 18. Juli, 14-17 Uhr: Am Vorabend seines Konzerts gibt der französische Organist und Klangforscher Yves Rechsteiner Einblick in seine vielfältige Arbeit im Rahmen des renommierten Orgelfestivals Toulouse-les-orgues. Im Zentrum stehen innovative Formate wie die mobile Orgel L’Explorateur und die Entwicklung genreübergreifender Programme.

Rechsteiner erläutert außerdem seine Herangehensweise an sein Programm "Classic Melancholy“ – eine faszinierende Collage aus unterschiedlichsten Musikstilen, die er im Orgelsommerkonzert am 19.7. präsentiert.

Neue Techniken für neue Instrumente

Franz Danksagmüller an einer Orgel - spielend

Am Mittwoch, den 12.11., von 14–17 Uhr, gibt Prof. Franz Danksagmüller (MHL) Einblicke in neue Spieltechniken für Hyper-Orgeln. Im Zentrum stehen dabei die Kombination aus analogen Klängen, Live-Elektronik und innovativen Ausdrucksformen, die mit den erweiterten Möglichkeiten moderner Orgeln – wie der unseren in St. Nikolai – realisiert werden können.

Komposition im digitalen Raum

Greg Beller mit geballten Fäusten und Blick nach schräg oben

Am Donnerstag, den 13.11., von 14–17 Uhr, folgt ein Workshop mit dem Komponisten und Klangforscher Greg Beller (HfMT / IRCAM Paris). Unter dem Titel „Multimedia-Komposition & Interaktion“ erklärt der international gefragte Soundkünstler, wie sich Live-Performance, Elektronik, audiovisuelle Elemente und menschliche Stimme zu einer neuen, vielschichtigen Musiksprache verbinden lassen.

Zu den Workshops eingeladen sind Organisten, Komponistinnen und alle, die sich für neue Musikformen, innovative Spieltechniken und interdisziplinären Austausch interessieren.

Höhepunkt: Konzert der Kantorei St. Nikolai „…Es sind noch Lieder zu singen jenseits der Menschen“ – UA von Fadensonnen

Blick auf die Altarrückwand von St. Nikolai, sie ist bunt beleuchtet, unten sieht man einen Teil der Kantorei

Den Abschluss bildet am Samstag, den 15.11., das Konzert mit der Kantorei St. Nikolai unter der Leitung von Anne Michael. Im Zentrum steht die Uraufführung des Werks „Fadensonnen“ von Greg Beller, das explizit für diesen Anlass und für den Raum St. Nikolai komponiert wurde. Inspiriert von Paul Celans Gedicht „Fadensonnen“ widmet sich das Konzert existenziellen Themen wie Krankheit, Krieg und innerer Wandlung – musikalisch verhandelt zwischen Licht und Dunkelheit, Klage und Hoffnung.

Workshops, Gottesdienste, Konzerte an einer Hyper-Orgel

1907 forderte Ferruccio Busoni in seinem “Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst” neue Instrumente als Inspirationsquelle für die Komponisten und als Voraussetzung dafür, dass neue Musik entstehen kann. In den 1920er und 1930er Jahren und dann wieder in den 1950er bis 1970er Jahren experimentierte man im Orgelbau mit neuen Klangfarben und Spielmöglichkeiten. Damals sprach man noch von Experimenten, die Technologie war bei weitem nicht ausgereift, die neuen Spielmöglichkeiten mussten erst ausgelotet werden.

Inzwischen orientiert man sich (nachdem zwischenzeitlich der Fokus auf dem historisierenden Orgelbau gelegen ist) vermehrt an der Aufbruchstimmung und der Lust am Neuen zur Zeit der Avantgarde. Die Technologien sind ausgereifter, in der Musik haben sich aus den ehemaligen Experimenten verschiedene Konventionen herauskristallisiert und neue Spieltechniken etabliert. Neue Instrumente versetzen uns in die Lage, neue Klänge nicht mehr nur experimentell und zufällig zu erzeugen, sondern sie erlauben uns, bestimmte Klangstrukturen verlässlich zu reproduzieren – eine wichtige Voraussetzung für das strukturierte Improvisieren und Komponieren.

Die Hauptkirche St. Nikolai in Hamburg hat seit 2023 eine Orgel eines neuen Typs – eine Hyper-Orgel. Instrumente dieser Art sind in letzter Zeit vermehrt gebaut worden, eine internationale, wachsende Szene von jungen Organist*innen und Komponist:innen begeistert sich mehr und mehr für die neuen Klangmöglichkeiten dieses Instrumententyps. Doch der Umgang mit diesen Möglichkeiten will gelernt sein, Künstler*innen anderen Disziplinen wollen an dieses Instrument herangeführt werden. Erst durch profunde Kenntnis und verantwortungsvolle Anwendung der neuen Spielmöglichkeiten kann Neues entstehen, das auch Bestand haben wird.

Das org_art_lab versteht sich als ein Laboratorium, das Künstler*innen verschiedener Disziplinen zusammenführen und das Entstehen neuer Musik, vielleicht sogar neuer Formate ermöglichen will. Eine Woche lang finden unter der Leitung von Prof. Franz Danksagmüller (Musikhochschule Lübeck) Workshops und Proben statt. Die Ergebnisse werden in Konzerten und Gottesdiensten zur Aufführung gebracht.